New allies

   Talicia Kingswell   Jeremy Gilbert
am 08.10.2009



Heute war ein ganz besonderer Tag für Talicia, denn sie würde einen Vortrag über die Medizin von früher und die Methoden von heute an einer Schule halten. Ja, manchmal übernahm sie auch solche Aufgaben, wenn auch eher selten, da sie eigentlich immer irgendwelche kranken oder verletzten Patienten zu versorgen hatte. Doch wenn das tatsächlich mal nicht der Fall war, war sie immer für neue Herausforderungen bereit. Durch das Wissen über welches sie verfügte hielt man die junge Hexe anscheinend als geeignete Person, um diesen Vortrag zu halten. Ohne ihre Mutter, welche ihr alles beigebracht hatte wäre sie allerdings sicher nicht an dem Punkt, andem sie nun stand. Ihre Mutter war es auch gewesen, welche ihr immer wieder eingetrichtert hatte, dass es vollkommen in Ordnung war Fehler zu machen, solange man sie sich nur eingestand und daraus lernte. Durch sie hatte Talicia auch beschlossen sich nicht zu verstecken, wobei sie durchaus einzuschätzen wusste wann sie besser vorsichtig sein sollte und wann keine Gefahr bestand. Am heutigen Tag sollte sie wohl lieber vorsichtig sein, da sie nicht sagen konnte wie viele der Schüler eigentlich von der Existenz von Vampiren, Werwölfen oder eben Hexen ahnten oder es vielleicht sogar wussten und schon mal mit eigenen Augen gesehen hatten. Doch die Rothaarige war vorbereitet, immerhin wollte sie sich nicht blamieren oder gleich wieder der Schule verwiesen werden. Pünktlich, wie es für sie üblich war, betrat sie das Klassenzimmer und stellte sich freundlich den Schülern vor, nachdem alle Platz genommen hatten. Als sie ihren Vortrag begann, versuchte sie es so spannend wie möglich zu machen, was zu funktionieren schien, da zumindest die Meisten gebannt an ihren Lippen hingen. Einige trauten sich sogar Fragen zu stellen, welche sie geduldig beantwortete. Die Jugend war ohnehin so eine Sache für sich. Dabei fiel ihr ein Schüler jedoch besonders auf, Jeremy. Vielleicht konnte sie ihn von ihrem Vorhaben begeistern, nämlich ein Dorf, wo Menschen und andere Wesen friedlich zusammen leben konnten. "Jeremy, würdest du bitte nochmal kurz warten?", sprach sie ihn daher nach der Stunde auch mit einem leichten Lächeln an.

New allies

   Talicia Kingswell   Jeremy Gilbert
am 08.10.2009



Es war sieben Uhr morgens, als der Wecker des 15-Jährigen schellte und er ihn mit einem genervten Ausdruck in den Augen ausstellte. Die Sonne schien zwar durch sein Fenster und die Vögel zwitscherten, aber das konnte seine Laune nicht heben. Die Schule war einfach nicht sein Ding. Er hatte keine Lust, sich den ganzen Tag in den Klassenräumen zu langweilen, während Lehrer über Dinge redeten, die ihm egal waren. Seitdem seine Eltern vor kurzem gestorben waren, schien ihm die Schule noch sinnloser. Jeremy fand keinen Trost in den Schulaufgaben oder den endlosen Vorträgen der Lehrer. Niemand konnte seine Eltern ersetzen, und ohne sie fehlte ihm der Antrieb, sich anzustrengen. Die Bedeutung von Matheformeln und historischen Daten verblasste im Vergleich zu dem Schmerz, den er jeden Tag fühlte. Der Verlust seiner Eltern hatte ihm jegliche Motivation genommen, und so schleppte er sich widerwillig und mit einem schweren Seufzer aus dem Bett. Er machte sich fertig und ging dann in die Küche, um zu Frühstücken. Seine Tante und auch seine ältere Schwester Elena saßen schon am Frühstückstisch. Während des Frühstücks hörte er seine Tante wieder mit ihrer altbekannten Leier: »Jeremy, du musst dich mehr anstrengen. Schule ist wichtig für deine Zukunft.« Sie war noch ziemlich jung, kaum älter Anfang zwanzig, und Jeremy bemerkte, dass sie sich schwer tat mit der Erziehung von ihm und seiner zwei Jahre älteren Schwester Elena. Er verdrehte nur die Augen und steckte sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Während Jeremy sich einen weiteren Löffel Cornflakes in den Mund schob, sah er aus dem Augenwinkel, wie Elena sich konzentriert in ihre Bücher vertiefte und sich scheinbar mühelos auf den bevorstehenden Schultag vorbereitete. Jeremy konnte es nicht nachvollziehen, wie sie sich jetzt noch auf die Schule konzentrieren konnte. Seine Tante sprach weiter über die Bedeutung der Schule und die Wichtigkeit, sich anzustrengen, doch für Jeremy klangen ihre Worte hohl und bedeutungslos. Er wusste, dass sie sich bemühte, eine gute Erziehungsberechtigte zu sein, doch in seinen Augen konnte niemand seine Eltern ersetzen. Der Alltag schien ihm oft wie ein trister Nebel, durch den er sich ohne Ziel bewegte, und die Schule war nur ein weiterer Teil dieses bedeutungslosen Alltags. Als er schließlich in der Schule ankam und durch die Gänge schlurfte, hörte er, wie einige seiner Mitschüler aufgeregt über etwas redeten. Anscheinend sollte heute jemand Externes kommen und einen Vortrag über die Medizin von früher und die Methoden von heute halten. Jeremy blieb kurz stehen. So ein Vortrag könnte durchaus interessant und eine Abwechslung vom öden Unterricht sein. Kurz nachdem er sich im Klassenraum auf seinen Platz gesetzt hatte, kam auch die Vortragende herein, die sich als Frau Kingswell vorstellte und dann mit ihrem Vortrag begann. Sie strahlte eine solche Energie und Begeisterung aus, dass er sofort aufmerksamer wurde. Sie sprach über mittelalterliche Heilmethoden, über Aderlass und Kräuterheilkunde und zog dann den Bogen zu modernen medizinischen Verfahren und Technologien. Jeremy war gefesselt. Für einen Moment vergaß er seine Abneigung gegen die Schule. Am Ende des Vortrags klatschte er sogar begeistert. Es war der erste Schultag seit langem, an dem er das Gefühl hatte, wirklich etwas gelernt zu haben. Er packte gerade seine Sachen zusammen und wollte zum nächsten Unterrichtsraum gehen, als Frau Kingswell ihn ansprach. Sie fragte ihn, ob er kurz warten könnte, was ihn überraschte. Warum wollte er warten? Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Er konnte es sich nicht erklären, aber blieb dennoch stehen. »Was gibt es denn?«, fragte er deswegen direkt und hoffte nicht, dass er schon wieder zum Direktor musste, denn das kam in letzter Zeit ziemlich häufig vor.

New allies

   Talicia Kingswell   Jeremy Gilbert
am 08.10.2009



Manchmal mochte es die junge Hexe es auch ganz gerne einmal auszuschlafen, doch der Vorteil, wenn man früh aufstand war, dass man viel mehr Zeit für andere Dinge hatte und sich auch nicht so abhetzen und stressen musste. Es gab nichts schlimmeres, als einen Tag schon total unter Druck zu beginnen. Und die Zeit konnte man zum Beispiel nutzen, um draußen im Vorgarten bei herrlichem Sonnenschein seinen Kaffee zu trinken und dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen. Manchmal fragte sie sich wie sie damals in der Schule gewesen war, eigentlich war sie gerne zur Schule gegangen, meistens jedenfalls, wenn sie nicht gerade einer der größeren und älteren Jungs aufgrund ihrer Haarfarbe gehänselt hatten. Ansonsten hatte sie auch viel ihrer Mutter zu verdanken, wann immer sie etwas nicht verstanden hatte, hatte diese es ihr auf eine andere Weise erklärt, viel einfacher und begeisterter als die gelangweilten Lehrer es taten. Dabei gab es durchaus Themen, die selbst Talicia herzlich wenig interessierten und auch heutzutage fand sie, dass man oft Sachen lernte, die man im späteren Leben gar nicht brauchte, außer natürlich man interessierte sich dafür, aber dann konnte man es später ja auch immer noch lernen. Und ja, Schule war wichtig für die Zukunft, doch einigen fiel es eben schwerer als anderen sich darauf zu konzentrieren und zu lernen. Aber auch da konnte man ihrer Meinung nach sicher Möglichkeiten finden, wie man den Schülern und Schülerinnen helfen konnte. Nachdem sie fertig war und gefrühstückt hatte, verließ sie ihr Haus, schloss ab, hängte sich ihre Tasche richtig über die Schulter und begab sich zu ihrem heutigen Ziel, der Mystic Falls High School, wo sie schnell feststellte, dass einige Schüler aufgeregt über sie redeten. Das jemand Externes an die Schule kam, um einen Vortrag über die Medizin von früher und die Methoden von früher zu halten, hatte scheinbar ziemlich schnell die Runde gemacht. Aber warum wunderte sie das überhaupt? Schon zu ihren Zeiten war das so gewesen, sobald etwas neues, aufregendes passiert war und das würde sich vermutlich auch nicht ändern. Und wenn dadurch zusätzlich das Interesse der Schüler geweckt wurde, gut, umso besser. Nachdem sie das richtige Klassenzimmer gefunden hatte, damals waren die Schulen irgendwie übersichtlicher gewesen, stellte sie ihre Tasche ab und begann mit einer kleinen Vorstellung, ehe sie mit ihrem Vortrag fortfuhr. Sie schien die Schüler mit ihrer Energie und Begeisterung tatsächlich in den Bann zu ziehen, sodass diese gleich aufmerksamer wurden. Dabei sprach sie über mittelalterliche Heilmethoden, Aderlass und Kräuterheilkunde und zog schließlich den Bogen zu modernen medizinischen Verfahren und Technologien. Am Ende der Stunde und ihres Vortrags klatschten die Schüler sogar begeistert, darunter auch Jeremy. Sie hoffte nur, dass die Schüler sich auch etwas gemerkt und wirklich etwas gelernt hatten, denn darum ging es ja immerhin auch und sie vielleicht sogar wiederkommen durfte, um das Ganze zu wiederholen. Es gab noch so viel zu erzählen, außerdem hatte es ihr sehr viel Spaß gemacht ihr Wissen mit so jungen Menschen teilen zu können. Sie wartete, bis die anderen Schüler sich auf den Weg zum nächsten Unterrichtsraum machten und Jeremy seine Sachen zusammen gepackt hatte, als sie ihn ansprach und fragte ob er kurz warten könne. Er schien etwas überrascht zu sein, blieb jedoch stehen. "Keine Sorge, es ist nichts schlimmes, ich würde es eher als persönliches Anliegen bezeichnen.", beruhigte sie den Jungen. Sie hatte gelernt Chancen zu ergreifen, wenn sich ihr eine bot. "Ich plane selber eine Schule zu bauen, naja, eigentlich ist es eher ein kleines Dorf, wo Menschen egal welcher Kultur, Hautfarbe und was auch immer friedlich zusammen leben können. Du bist mir positiv aufgefallen und ich habe das Gefühl du könntest vielleicht Interesse daran haben bei so einem Projekt zu helfen. Es ist keine Pflicht, aber vielleicht würde es dir guttun und dich auf andere Gedanken bringen. Und ich verspreche ich dir auch, dass wir nicht über die Schule reden werden. Schau es dir einfach mal in Ruhe an.", erklärte sie mit einem leichten Grinsen und schob ihm die Unterlagen mit dem Grundrissen ihres Projektes zu, welche sie bis jetzt schon mal gezeichnet hatte.